Schmerz


Hoch das Bein! Noch höher. Und hinauf! Einen Fuss vor den anderen, exakt im Takt. Siehst du das Ziel? Die Luft ist dünn, meine Lungenflügel blähen sich, flattern wie verletzte Vögel, lechzen nach Sauerstoff. Ich rutsche ab. Mein Fuss versinkt im Lavasand. Hochziehen! Kiesel zwängen sich zwischen Schuh und Socken, reiben mich auf, reiben mich wund. Da wirft sich mir der Berg entgegen, will mich umarmen, küssen. Ich wende mich ab. Was will ich? Hinauf? Hinab? Die Haare kleben wirr im Gesicht, zeichnen Gitter vor den Blick. Ich keuche. Kein Ende in Sicht. Das Ziel? Ich weiss nicht. Der Herzschlag, ein zügelloser Geselle. Er will davonfliegen, mit mir, mit dir, weit weg.

Mein Körper ein enges Gewand, geschnürt als Korsett. Es reibt mich auf, reibt mich wund. Ich liege da, es pocht in meinem Kopf. Das Tier klopft ans Ohr, von innen, pickt und hackt und pickt. Spiesst mich auf, ich hänge am Haken, geangelt vom Tier! Es stösst mit spitzem Schnabel ins weiche Fleisch. Ich will weg, fort von dieser Pein! Ich presse den Finger dagegen, beisse die Zähne ineinander, wünsche mir den Schlag, den harten Schlag, der mich aufschreien, mich kurz den Dorn im Kopf vergessen lässt. Ich ringe nach Luft, schlage um mich, strample mich los, versuche zu entfliehen - und zerbreche an meinen Rippen. Was will ich?

Ich lasse mich nieder, atme aus. Du da in meinem Kopf, wer bist du? Was willst du von mir? Hingabe? Aufgabe?

Dann liege ich ausgestreckt im Sand am Berg. Die spitzen Steine ritzen mein Fleisch. Ich halte die Augen geschlossen, als der laue Wind zart den Schweiss von meiner Wange tupft. Ohne Bewegung. Ich horche dem dumpfen Klang im Kopf, dem Gong der Erschöpfung. Alles sein lassen. Alles sehen, schwebend im All des Schmerzes.